Die real erzielbare optimale Abhörlautstärke hängt zunächst natürlich von den örtlichen und technischen Gegebenheiten ab und wird daher in der Praxis nicht überall zu verwirklichen sein. Zum einen muß in der Regel Rücksicht auf Nachbarn und Familienmitglieder genommen werden, zum andern sollte auch die Kombination Lautsprecherboxen-Verstärker technisch in der Lage sein, einen ausreichenden Schalldruck verzerrungsfrei zu erzeugen.
Lautsprecherboxen mit hohen Wirkungsgrad sind hier sehr nützlich, da hier jedes erzielte dB Schalldruck reichlich Verstärkerleistung ersetzt. Ist man auf Lautsprecherboxen mit sehr niedrigem Wirkungsgrad (< 84 dB/W/m) angewiesen, wird man vermutlich eine optimale Abhörlautstärke nur selten erzielen können, da die Belastbarkeit der Lautsprecherchassis einer nötigen Erhöhung der Verstärkerleistung eine schnelle Grenze zieht.

Wegen der lautstärkeabhängigen unterschiedlichen Tonempfindung des Gehörs bedingen nämlich unterschiedliche Abhörlautstärken unterschiedliche Frequenzbalancen.
Das beginnt mit der Abmischung im Tonstudio und endet im Wohnzimmer des Endverbrauchers. Stellt man im Tonstudio eine Abmischung bei großer Lautstärke ein, so wird man bei geringerer Lautstärke weniger Bässe und Höhen hören. Mischt man man umgekehrt bei niedriger Lautstärke ab, werden dann bei großer Lautstärke Bässe und Höhen überbetont sein.
Wenn man die Kurven gleicher Lautstärke betrachtet, so kann man aus dem Verlauf der Kurven folgern, daß bei einem Abhörschalldruckpegel von etwa 85 dB die Veränderungen im empfundenen Frequenzspektrum relativ am geringsten sind, wenn der Abhörpegel erhöht oder erniedrigt wird. Die Abweichungen in einem Bereich von 60...90 dB Abhörlautstärke betragen dann maximal 5 dB. Auch der durchschnittliche Abhörpegel im Wohnraum liegt bei rund 75...85 dB, so ein Studioabmischpegel von ca. 85 dB für die meisten Endverbraucher ideal wäre.

In der Praxis sieht es natürlich wie immer anders aus.
Blues, Rock und Metal z.B. werden in der Regel bei sehr viel höheren Schallpegeln abgemischt (entsprechend der Natur der Musik), so daß sich nachher im Wohnzimmer zuhause auch erst bei höheren Abhörpegeln ein halbwegs authentischer Klangeindruck einstellt, neutrale Lautsprecherboxen vorausgesetzt.
Bei Lautsprechern mit eingebauter Vorverzerrung (= ungleichmäßiger Frequenzgang mit angehobenen Tiefen und Höhen) stellt sich u.U. ein zufriedenstellender Klangeindruck natürlich schon bei geringerer Lautstärke ein; allerdings klingen dann diese Lautsprecher bei gleicher Lautstärke verfärbt, wenn Aufnahmen abgehört werden, die bei geringerer Lautstärke abgemischt worden sind (z.B. Klassik).

Ein anderes Problem ist das sog. Near-Field-Monitoring im Studio.
Darunter versteht man eine Abhörsituation mit einem relativ geringen Abstand zu den Lautsprechern. Near-Field-Monitore werden normalerweise direkt auf der Meter-Brücke des Mischpults platziert, der Abstand beträgt also etwa 1m.
Für das Near-Field-Monitoring werden zwei Gründe angeführt:
Zum einen werden als Lautsprecher meisten durchschnittliche Hifi-Lautsprecher (z.B. Yamaha NS-10) verwendet, die denen des Konsumenten ähnlich sein sollen.
Zum anderen soll durch den geringen Abstand zwischen Hörer und Lautsprecher der Einfluss des Raumes auf das Klangbild reduziert werden.
In Wirklichkeit soll vermutlich nur der Werbeeffekt beim "Airplay" (Radio, TV) vergrößert werden. Eine diesbezügliche Abmischung mit erhöhter Dynamikkompression und Frequenzgang-Vorverzerrung für Billigboxen klingt über diese Medien einfach zielgruppenorientierter und ist daher verkaufsfördender.
Über eine gute Anlage abgehört klingen diese Aufnahmen allerdings kaum erträglich.

Wie man sieht, gibt es keine allgemein gültigen Regeln, sondern die optimale Abhörlautstärke muß nach dem "try-and-error"-Verfahren für jede Aufnahme individuell vom Hörer eingestellt werden, da man ja nie weiß, mit welchen Monitoren und bei welcher Lautstärke die Aufnahme abgemischt woden ist.
Wenn also mal beim Musikhören das Bedürfnis nach Lauter- oder Leiser-Machen aufkommt, muß das nicht unbedingt mit der Qualität der Wiedergabeanlage zutun haben.

Nicht unerwähnt bleiben sollten in diesem Zusammenhang auch die Grenzen, die zu hohe oder zu niedrige Nachhallzeiten im Abhörraum setzen. Kaum ein Normalhörer verfügt über einen in dieser Hinsicht optimierten Hörraum, so daß hier viele Räume schon vor dem Erreichen der optimalen Abhörlautstärke "dicht" machen.