Beide Begriffe werden in Zusammenhang mit hochwertiger Musikwiedergabe oft in einem Atemzug genannt, sind allerdings nur in einigen Bereichen deckungsgleich.
Daher hier mal unsere Definition:
"Highend" ist in unserem Zusammenhang die Bezeichnung für eine Vorgehensweise bei der Geräteentwicklung, nämlich ohne Rücksicht auf Kosten und Marktabsatzchancen das Produkt auf einen nach derzeitigem Wissen und technologischen Möglichkeiten (die aber durchaus individuell verschieden sein können) zum Zeitpunkt X nicht weiter steigerbaren Stand zu bringen. Hauptkriterium ist dabei die Integrität des Audiosignals, d.h. alle Anstrengungen konzentrieren sich auf minimale Veränderung und optimale Arbeitsumgebung für die Weiterleitung des Signals.
Aus vielerlei Gründen ist hierzu meistens ein erhöhter Bauteilaufwand nötig, der wiederum meistens auch mit höherer Masse verbunden ist und daher nach einem stabilerem Gehäuse verlangt.
Auch die zur stabilen Funktion nötige Wärmeabfuhr verlangt nach größeren Massen (= Kühlkörper, da Ventilatoren im Heimbereich aufgrund ihrer nicht allzu langen Lebensdauer und vor allen Dingen Geräuschentwicklung nicht akzeptabel sind).
Gewichtsmäßig und aufgrund geringer Stückzahl, erhöhtem Entwicklungsaufwand, erhöhtem Aufwand für Transport und Verpackung auch preismäßig bewegen sich Highend-Geräte zum Teil in atemberaubenden Regionen.
In vielen Fällen sind daher "echte" Highend-Geräte nicht primär zum Verkauf gedacht, sondern eher als Machbarkeitsstudien zu betrachten. Früher wurde sowas dann "State of the Art" (SOTA) genannt. Wer will, kann natürlich solche exklusiven Geräte auch kaufen.
Bei entsprechenden Nachfragen können solche Geräte auch in die Serienproduktion gehen; dadurch verringert sich natürlich auch der Einzelstückpreis.
Eine genauere Betrachtung fördert allerdings Unterschiedliches zu Tage. Es liegt in der Natur der Sache, daß unterschiedliche Anforderungen an die Geräte unterschiedliche Lösungen hervorbringen. Eine SOTA-Lösung für einen kleinen Raum sieht anders aus als eine für eine große Halle. Die Vorgabebedingungen steuern also das Ergebnis.
Bei einer Lautsprecherbox sind z.B. Belastbarkeit, maximaler Schalldruck, Abstrahlverhalten, Frequenzgang und Einschwingverhalten nicht beliebig steuerbar, sondern bedingen sich oder schließen sich gegenseitig in vielerlei Variationen aus. Ähnlich sieht es beim Verstärker aus.
SOTA-Lösungen für kleine Räume z. B. verringern die Anforderungen an Leistungsabgabe, -aufnahme, maximalen Schalldruck usw. und damit auch den nötigen Aufwand (und Preis). Daher sind viele auf dem Markt befindliche "Highend"-Geräte nicht miteinander vergleichbar und deren Qualität auch nicht in beliebigen Umgebungen demonstrierbar. So leiden dann viele Vorführungen an falschen Umgebungsbedingungen und tragen in der Öffentlichkeit zu einem zwiespältigem Bild des Begriffes "Highend" in Zusammenhang mit Hifi bei.
"Audiophil" ist eigentlich nur die (aus dem englischsprachigem Raum, audiophile bedeutet dort schlicht "Hifi-Fan", übernommene) Bezeichnung für jemanden, der es liebt, akustische Eindrücke für sich selbst in Wohlbefinden umzusetzen. Oder anders ausgedrückt: ein Audiophiler ist jemand, der es liebt, Musik in möglichst originalgetreuer Wiedergabe unter besonderer Berücksichtigung der dabei bei ihm erzeugten positiven Emotionen zu erleben.
Die Spezies, die zusätzlich noch (oder manchmal ausschließlich) auf bestimmte optische Reize wie poliertes Messing, blinkenden Chrom oder funkelndes Acrylglas reagiert, soll jetzt mal ausgeklammert bleiben, obwohl diese z.B. bei optisch orientierten Medien wie Zeitung, Fernsehen oder Internet hauptsächlich (und problemlos) angesprochen werden können.
Kennzeichnend für den Audiophilen ist, daß er - immer auf der Suche nach dem letzten Kick - auch bereit ist, viel Zeit, Geld und anderen Aufwand in Kauf zu nehmen, um das Ergebnis zu steigern, bzw. "auf den Punkt zu bringen". Für einen Außenstehenden scheint das manchmal groteske und kaum nachzuvollziehende Züge anzunehmen.
Aufgrund vieler selbst für Fachleute (für einen Laien schon garnicht) kaum zu durchschauenden Interaktionen zwischen Hörraum, Geräten, Stromversorgung und Quellenmaterial ist ein Audiophiler im wesentlichen auf Optimierungen nach der "Try and Error"-Methode angewiesen, die allerdings auch schon vielerorts zu ganz beachtlichen Ergebnissen geführt hat, welche dann auch folgerichtig in die Geräteentwicklung selbst von Großkonzernen eingeflossen sind.
Vieles, was ein audiophiler Hörer ausprobiert und installiert, entzieht sich für einen Außenstehenden zunächst einer rationalen Erklärung und gerät schnell in den "Voodoo"-Geruch. Allerdings wurden naturwissenschaftliche Phänomene, die für schlichte Gemüter (wobei Nichtwissen zunächst kein Makel ist) nicht aus ihrer Sichtweise erklärbar waren, schon immer für Zauberei bzw. göttliches Tun erklärt. Das ist normal und menschlich, da es augenscheinlich für viele Menschen schwierig ist, mit Lücken in ihrem Weltbild leben zu können.
Im allgemeinen wird der Audiophile auf der Suche nach geeigneten Geräten im "Highend"-Bereich fündig, wenn es seine finanziellen Möglichkeiten zulassen und vor allen Dingen geeignete Angebote aus diesem Bereich vorliegen. Hier ist also der gemeinsame Schnittpunkt beider Begriffe zu finden. Das wars dann aber auch schon.
Auf der Suche nach Steigerung seines persönlichem Wohlbefindens durch akustische Reize betritt der Audiophile auch schon mal, von höherer Warte gesehen, Sackgassen und kleine finstere Hinterhöfe, wenn er entweder mangels Angebot oder Kapitals auf der Hauptstraße nicht gleich fündig wird. Natürlich muß er hier ein paar Widrigkeiten in Kauf nehmen, aber das tut er gerne, wenn es ihn persönlich weiterbringt.
Röhrenverstärker, Vollbereichs-Breitbandlautsprecher und Vinyl-Schallplattenspieler haben trotz gravierender Nachteile und technischen Mängel einige Vorzüge, die modernere Konstruktionen (noch) nicht aufweisen. Deren Hörer geben einigen Aspekten der Klangwiedergabe einfach nur eine andere Priorität.
Bei allen Verfärbungen und anderen technischen Einschränkungen sind o.a. Gerätschaften, jeweils eine qualitativ hochwertige Ausführung vorausgesetzt, in der Lage, Homogenität und Spontanität eines Musikereignisses manchmal authentischer "rüber zu bringen", als das mit vielen "üblichen" Geräten anscheinend derzeit noch möglich ist. Dafür gibt es einige durchaus handfeste technische Begründungen.
Allerdings geht die Entwicklung natürlich weiter und viele Kontroversen, die früher zweifellos akut waren, sind heute fast bedeutungslos.
Man denke nur an die Diskussion "Röhre vs. Transistor", die früher durchaus ihre Berechtigung hatte, da Transistorverstärker aus audiophiler Sicht damals (bis Anfang der achtziger Jahre) von ganz wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, nicht zum Anhören waren. Diese Zeiten sind allerdings seit einigen Jahren zum Glück vorbei.
Es ist völlig legitim, die Prioritäten für bestimmte Klangaspekte individuell zu vergeben; gefährlich wird es erst, wenn daraus Dogmen oder Unduldsamkeiten gegenüber anders Empfindenden entstehen.
Den Audiophilen selbst kann man theoretisch noch in mindestens zwei Unterkategorien einteilen, den Dynamiker und den Statiker.
Letzter zeichnet sich dadurch aus, daß er seine Anlage endergebnisorientiert zusammenstellt. Er will sozusagen das akustische "Paradies auf Erden", und zwar hier und sofort. Da die technischen Möglichkeiten dies derzeit allerdings noch nicht zulassen, nimmt er Verfärbungen in Kauf, wenn sie nur "euphonisch" sind. Er hat bestimmte Vorstellungen von "seinem" Klangideal und arbeitet bei der Wahl der Komponenten darauf hin. Ob der resultierende Klang mit der Quelle übereinstimmt, ist ihm egal, Hauptsache, der Klang gefällt ihm. Daß Frequenzgang, maximale Feinzeichnung, Definition und Raumdarstellung etwas auf der Strecke bleiben, nimmt er in Kauf.
Der Dynamiker hingegen ist sich der Grenzen seiner Komponenten und des Quellmaterials bewußt und kann damit leben. Er weiß, daß der Urprung des Klangs im "Quell"-Material liegt und versucht alles, um dieses so unverfälscht wie möglich zu übertragen. Sein Ideal ist Neutralität und der Weg dorthin das Ziel. Sämtliche erkennbaren Verfärbungen und vermeidbaren Veränderungen des Originalssignals sind ihm ein Greuel und Quelle der Unzufriedenheit. Deren Beseitigung kostet ihn viel Geld.
Manchmal beneidet er den "Statiker" um seine Selbstzufriedenheit, tröstet sich aber mit dem Gedanken, daß noch viele Entdeckungen und Überraschungen auf ihn warten, auf die der "Statiker" niemals hoffen darf.
Der reale Audiophile besteht meistens aus einer diffusen Mischung beider Charaktere.